News

Die letzten Vorstellungen: 04.04./05.04., 19:30 & Derniere am 06.04.2025, 16:00 Theater an der Ruhr/VolXbühn

"Meine Regiearbeiten sind multidisziplinäre
Projekte – Uraufführungen
und Stückentwicklungen – im
Grenzbereich von Performance,
Sprech- & Musiktheater.

Inhaltlicher Kern der kommenden Projekte
ist die Übertragung physiologischer &
physikalischer Phänomene auf persönliche Erlebnisse
und soziale Prozesse - mit selbst verfassten Texten"                                                                                                                                      

FAUST I von Johann Wolfgang von Goethe (2011)
Video zur Produktion

Kölner Theaterpreis 2011!

"Diese Aufbereitung eines mehr als bekannten Stoffes verbindet Goethes Universalparabel mit herausragendem künstlerischen und technischen Handwerk. Schlicht, bestechend, eindringlich." (AKT, Kölner Theaterzeitung Oktober 2011)

"Habe nun, ach..." Das erste Wort - weil Zentrum des Stückes - ist ausgelassen: Das ICH. Maßlos. Hybrid. Egozentrisch. Ein nacktes, bloßes Ich. Zweifelnd. Verzweifelt. Faust ist an einem Endpunkt angekommen: Besitz, Religion, Wissenschaft, Genuss und Lebensfreude haben ihre Bedeutung verloren. Jeglicher Halt hat sich aufgelöst: "Es möchte kein Hund so länger leben". Doch Selbstmord ist auch nicht die Lösung. Erinnerungen an die eigene Kindheit halten ihn zurück und - oh Wunder! - der Teufel selbst bietet seine Hilfe bei der ultimativen Suche nach Glück, Sinn und Grund des Menschseins an: "Drum hab ich mich der Magie ergeben / ... / Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß 
/ Zu sagen brauche, was ich nicht weiß / Daß ich erkenne, was die Welt / Im Innersten zusammenhält". 
Ein Parforceritt durch Höhen und Tiefen des Menschseins beginnt. Wetteinsatz - zynischer Weise - ist kein geringerer als ... er selbst ... Goethe hat mit "Faust" zentrale Fragen nach Glück, Sinn und Liebe tief in unser (deutsches) Bewusstsein eingraviert.

Besetzung:

Faust: Christof Hemming; Mephisto: Andreas Spaniol, Gretchen: Tina Amon Amonsen, Marthe: Fiona Metscher, Wagner: Maximilian Löwenstein

Regie & Spielfasung: Jörg Fürst, Musik: Valerie Lisac, Licht: Veit Griess, Bühne: Jana Denhoven / Garlef Keßler, Kostüme: Monika Odenthal, Produktion/Technik: Garlef Keßler, Maske: Heike Helbach, Haustechnik: Thomas Mörl, Videodokumentation: Basa Vujin-Stein

 

Pressestimmen:

 

"Fast Forward Faust - Der Tragödie Erster Teil in einer beeindruckenden Regie von Jörg Fürst im theater im bauturm ist Inszenierung des Monats Oktober (...) Jörg Fürst hat sich mit Teil eins beschieden und nimmt sich im bauturm dafür nur 90 Minuten. Das geht. Wie das geht? Tempo. Der Hauptdarsteller in Fürsts Spielfassung ist der Text. Der wird allerdings nicht als Heiligtum zelebriert, wie einst Stein es tat, im Gegenteil: Goethes Sprache wird auf eine harte Probe gestellt. Gespielt wird wenig. Fürst baut dynamische Tableaus der Protagonisten und arbeitet größtenteils mit Raumlinien, Verdichtung und Dehnung von Personenkonstellationen, und immer ganz nah am Text. Das fünfköpfige Ensemble beginnt den Abend mit einem sprachlichen Parforceritt durch die zu Ikonen aufgeblasenen Aphorismen: „Habe nun, ach!“, „Da steh ich nun, ich armer Tor“, „Verweile doch! Du bist so schön!“. Faust (Christof Hemming) steht an der Rampe, hinter sich der Chor mit Textbüchern. Wie ein Maschinengewehr feuern die Akteure diese klassische Bleiwüste dem Publikum chorisch um die Ohren. Man muss schon sehr fix sein, um oben genannte Passagen heraus zu hören. Es wirkt so, als hätte Faust selbst sein tausendfach wiederholtes Lamento über das Leid des unendlich Gelehrten selbst so satt, dass nur ein „fast forward“ bis zum Auftritt von Mephisto (Andreas Spaniol) hilft. Die Spieler bewältigen die Uptempo-Tragödie mit Bravour und schaffen es, in atemberaubender Geschwindigkeit Sinn und Verstand dermaßen präzise zu liefern, dass einem der Atem stockt (...) und die Worte – fast ganz vom Ballast einer mimetischen Interpretation befreit – entfalten einen ganz puren Glanz. Kostüm und Bühne sind schlicht, treten fast in den Hintergrund, und stützen doch den Text durch Reduktion auf das nötigste: Zwei Lautsprecherboxen für den wummernden Soundtrack, ein Guckloch in der Bühnenrückwand als Fenster in Gretchens anfängliches Kirchen- und Familienidyll, aus dem Faust und Mephisto sie bald herausgerissen haben. Hexenküche, Auerbachs Keller und Walpurgisnacht werden mit modernster Videokunst (Valerij Lisac) dargestellt: über die Körper der Protagonisten laufen laserscharf projizierte Textfragmente und Bildgewitter, ein Bühnenfüllendes Gitternetz aus Licht führt den Zuschauer in Gretchens Kerkerhaft. Die Spieler müssen sich der Schlankheit der Inszenierung fügen, und doch dürfen sie in perfekt gesetzten Momenten zeigen, was sie können. Besonders eindrücklich ist die kurze Szene zwischen Gretchen und ihrem Bruder Valentin, der ihr die Folgen der unehelichen Schwangerschaft in den schlimmsten Farben ausmalt und sie brutal über die Bühne treibt. Maximilian Löwenstein entfacht mit wenigen Worten einen Furor, der dem Publikum das Blut gefrieren lässt. Ein schnelles „Stoß zu!“ von Mephistopheles zu Faust reicht und Valentin stirbt durch die zwei Worte – sie zu bebildern ist schlicht nicht nötig. Andreas Spaniols Mephisto tritt ab und zu aus diesem Wirbelsturm heraus, als könne er die Zeit, die Faust gnadenlos verrinnt, verlangsamen. In diesen Momenten blitzt das verspielt Diabolische in diesem Schmeichler auf, und Fürst lässt Raum für den Sprachwitz, den Spaniol glänzend bedient. Mephisto hat sichtlich Freude am Verführen, umgarnen und verderben. „Der Teufel ist ein Egoist“ sagt Faust. Diese Aufbereitung eines mehr als bekannten Stoffes verbindet Goethes Universalparabel mit herausragendem künstlerischen und technischen Handwerk. Schlicht, bestechend, eindringlich."

(AKT, Kölner Theaterzeitung Oktober 2011)

 

"Ein Faust, der elektrisiert - Faszinierende Goethe-Inszenierung im Theater im Bauturm. (...) Im Laufe des Stücks erlebt der überraschte Zuschauer einen über 200-jährigen Faust in Höchstform. Apathie und Kälte bestimmen die ersten Minuten der Aufführung. (...) Clever führen Fürst und seine exzellenten Darsteller die Zuschauer in falsche (Denk)Richtungen, spielen mit den Erwartungen und katapultieren den Betrachter schließlich in die Gegenwart."

(Kölner Wochenspiegel, Oktober 2011)

 

"Goethe im Szeneclub. Modern und gleichzeitig werkgetreu. >>Faust<< der Klassiker schlechthin. „Habe nun, ach …“, hebt Christof Hemming alias Faust an – und feuert seinen berühmten Eingangsmonolog ab, als hätte im Verborgenen jemand am Mischpult den Knopf für Beschleunigung nach oben geregelt. Die Rede gelingt ihm, wie auch den übrigen vier Darstellern, präzise artikuliert und fehlerfrei; nur eben schneller als üblich. Diese Sprechweise ermöglicht es, den „Faust I“ ohne einschneidende Kürzungen in anderthalb Stunden aufzuführen. Wichtiger noch: Jene Art des Vortrags korrespondiert mit dem Eindruck, der Tragödie erster Teil sei in das Studio eines experimentierfreudigen Tonmeisters versetzt worden. (...) Das Ergebnis ist ein „Faust“, der eine prägnante eigene Handschrift trägt, modern wirkt und gleichzeitig werkgetreu."

(Kölner Stadtanzeiger, 20. September 2011)